Montag, 28. Mai 2012

Jetzt oder nie: CARS NOW! Vol. 1



Was macht eigentlich Morgan? Oder Caterham? Und was steckt hinter so obskuren Namen wie Fisker, Great Wall, BYD oder Marussia? Wenn TASCHEN mal ein Autobuch herausbringt, dann eines, das diese Fragen erschöpflich beantwortet. So erschien Ende 2011 in Zusammenarbeit mit dem Magazin Intersection das Buch CARS NOW, per Untertitel nicht weniger als „A Guide to the Most Notable Cars Today“. 

Schon das Vorwort von Intersection-Chef Dan Ross macht neugierig: „[Wir haben] uns nahezu alle Automobilhersteller der Welt genauer angesehen und eine Auswahl an Fahrzeugen zusammengestellt, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben“, schreibt er. „Bemerkenswert ist jedoch, dass nur wenige Modelle unsere Seele berührt haben. […] Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob diese neuen Fahrzeuge überhaupt eine Bereicherung für unsere Straßen sein werden.“
Bild: TASCHEN
Auf 512 Seiten kann der Leser das selbst entscheiden: Da macht er Bekanntschaft mit flugzeugähnlichen Elektroautos wie dem von Aptera Motors [Nachtrag: das Unternehmen ist mittlerweile pleite – schade!]. Oder mit den vielfältigen Prototypen zahlreicher anderer Startup-Unternehmen, die zweifellos noch einigen Rückenwind brauchen werden, um sich auf dem Markt etablieren zu können. Viele von ihnen bauen Sportwagen: Der BAC Mono zum Beispiel bringt bei 284 PS nur 540 kg auf die Waage – und ist eigentlich auch nichts anderes als ein straßentauglicher Formel-Rennwagen.
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Eine Firma wie Local Motors passt ebenfalls gut in das Sammelsurium von CARS NOW. Die Amerikaner bieten für umgerechnet 35.000 Euro das Offroad-Coupé „Rally Fighter“ an, das in nur 2000 Exemplaren als erstes Open Source-Auto der Welt entsteht. Wie ein Auto von Local Motors aussieht, das entscheidet nämlich eine Online-Community, ganz demokratisch. Spätestens an dieser Stelle der Lektüre fällt allerdings auf, dass in CARS NOW durchgängig die Webadressen der Marken fehlen – da sollten die Herausgeber für Vol. 2 noch mal nachbessern!
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Für europäische Leser besonders aufschlussreich sind natürlich die chinesischen Marken. Aber auch die wahren Helden der Automobilindustrie wurden nicht vergessen. So wird der ohnehin schon staunende Leser darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Hindustan Ambassador noch immer vom Band läuft. Der „King of Indian Roads“ trägt die Karosserie des Morris Oxford und wurde seit 1957 nur inwendig modifiziert. So ist die Anzahl „fabrikneuer“ Oldtimer in CARS NOW erstaunlich hoch; die der Lotus Seven-Nachahmer übrigens auch.
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Gerade weil CARS NOW sich so sehr im Hier und Jetzt bewegt, werden auch die 2010 und 2011 untergegangenen Marken Pontiac und Mercury nicht vergessen. Letztere wird auf Englisch, Deutsch und Französisch mit klaren Worten bedacht: „Wird jemand der Marke eine Träne nachweinen? Kaum, denn der Autohersteller aus Dearborn galt allgemein als uninspirierter Ableger, der schon seit Jahrzehnten im Abwärtstrend war. Zu den Höhepunkten gehört die Einführung des europäischen Capri in den USA – weitere Heldentaten gab es nicht.“

Daniel Alexander Ross: CARS NOW! 512 Seiten, Format 19,6 x 24,9 x 3,5 cm, Flexicover mit Klappen, Taschen Verlag, 29,99 Euro, ISBN 978-3-8365-1984-7.